Als Teenager begann ich, Rezepte aus Zeitungen und Werbebroschüren zu sammeln. Einige dieser Rezepte habe ich bis heute aufbewahrt, da ich sie tatsächlich immer noch ziemlich oft verwende. Bei den meisten Rezepten habe ich aber kleinere Änderungen vorgenommen und sie meinen Vorlieben entsprechend angepasst. Ich koche also nur selten streng nach Rezept.
Eine Sache, die mir erst richtig bewusst wurde, als ich bereits eine Zeit lang Rezepte gesammelt hatte, war, dass wir in meiner Familie gar kein besonderes traditionelles Osteressen hatten. In fast allen Zeitungen gab es Rezepte für Lammbraten oder Ostertorten. Meine Familie aber schien all diesen Leckereien keine Beachtung zu schenken. Am Osterabend gab es bei uns eingelegten Hering und einen typisch schwedischen Kartoffelauflauf... Aber nie einen saftigen Lammbraten.
„Lamm schmeckt wie Schuhsohle“, meinte meine Mutter, als ich sie fragte, ob wir nicht einmal Lamm essen könnten. Das klang natürlich nicht sehr appetitlich, darum ließ ich das Fragen auch sein. Dass es bei uns auch keine Ostertorte gab, war für mich ebenfalls in Ordnung. Damals verwendete man für die meisten Torten ziemlich viel Schlagsahne, was mir ebenfalls nicht richtig schmeckte. Ich setzte mich darum auch nicht groß dafür ein, dass wir einmal Ostertorte essen sollten.
Viele Jahre später gründete ich dann meine eigene Familie und überlegte mir, welche Essenstraditionen ich zu Ostern fortsetzen oder neu einführen wollte. Ich bin kein großer Fan von Eiern, und eingelegter Hering gehört auch nicht zu meinen Lieblingsspeisen, wodurch bereits einige wichtige Zutaten für das Osteressen wegfielen. Bezüglich des Lammfleisches merkte ich aber, dass es keinesfalls so zäh wie eine Schuhsohle ist, sondern richtig lecker sein kann! Darum kommt bei uns jetzt auch Lamm auf den Tisch. Lammeintopf, mariniert mit Kräutern und viel Knoblauch für 30-40 Minuten im Ofen gebacken, eignet sich hervorragend als Hauptgang oder als warme Beilage für die ganze Familie!
Ich glaube, dass es eine jüdische Tradition ist, an Ostern Lammfleisch zu essen. Bei der jüdischen Osterfeier isst man außerdem während mehr als einer Woche auch kein Brot mit Hefe, Backpulver oder Sauerteig. Die Juden feiern damit ihre Befreiung von der mehrere hunderte Jahre andauernden Sklaverei in Ägypten, lange vor unserer Zeitrechnung. Brot ohne Hefe oder Backpulver ist natürlich etwas trocken. Vielleicht etwa so wie schwedisches Knäckebrot? Ich bin zwar weder Jüdin noch haben meine Vorfahren in Sklaverei gelebt, aber wenn ich Zeit habe, backe ich zu Ostern gern Knäckebrot. Ich habe ein Rezept für Knäckebrot aus Korn, das perfekt zu einer Käseplatte passt. Zum Beispiel mit einer Scheibe Hartkäse und etwas Feigenmarmelade. Hier ist das Rezept: Korn-Knäckebrot
Und da war ja noch die Ostertorte. Tja, ich vermisse sie nicht und habe auch nicht vor, sie in meiner Familie einzuführen. Aber als kleiner Tipp für alle, die gerne eine Ostertorte backen: Warum die Ostertorte nicht mit ein paar Marzipanfiguren schmücken? Damit meine ich nicht irgendwelche Figürchen, die man in der nächstbesten Bäckerei kauft, sondern Figuren, die man selber mithilfe von Ausstechformen aus buntem Marzipan drückt. Kinderleicht, macht Spaß und sorgt für einen besonders tollen Effekt!
Frohe Ostern!