Fermentierter Hering – die Delikatesse, die dich in Ohnmacht versetzen kann

Fermentierter Hering (schwedisch: Surströmming) ist eine Spezialität aus Nordschweden und wahrscheinlich die Delikatesse mit dem weltweit schlechtesten Ruf. Ich hingegen bin ein echter Fan von fermentiertem Hering. Das Ganze hat jedoch einen Haken. Fermentierter Hering hat einen abschreckend ekelhaften Geruch. Wenn man die Augen schließt, glaubt man auf einer Müllkippe oder in der Kanalisation zu sein.

Kritiker behaupten oft, dass fermentierter Hering faulig sei. Das stimmt aber nicht, denn der Hering wurde gesalzen und befindet sich in Gärung – zunächst in einem offenen Bottich und danach ein weiteres Jahr in der Konservendose. Damit hat es nichts Besonderes auf sich. Gärung wurde zu allen Zeiten zum Konservieren von Lebensmitteln vielerorts angewendet. Die Römer stellten zum Beispiel in großen Mengen „garum coltura“ her - eine Fischsoße, die auf fermentierten Anchovis basiert und die noch heute in der italienischen Küche verwendet wird. Sauerkraut ist ein weiteres Beispiel für beliebte und manchmal in Verruf geratene, fermentierte Lebensmittel.
 
Die Reaktionen auf den starken Geruch von fermentiertem Hering wurden in zahlreichen Youtube-Videos festgehalten. Unter diesen Videos findet man unter anderem amerikanische Jugendliche, die beim Öffnen der aufgeblähten Konservendose angeekelt ihre Gesichter verziehen, oder auch einen Japaner, der etwa wie bei einer Mutprobe den Fisch, ohne zu zögern direkt aus der Dose isst. Das ist in etwa so intelligent, wie Tabascosoße direkt aus der Flasche zu trinken. Das einzige positive Video, das ich gesehen habe, ist jenes, in dem der TV-Koch Jamie Oliver fermentierten Hering probiert (erst sehr skeptisch) und dem Gericht schließlich eine positive Bewertung gibt.

Ich bin mir nicht sicher, ob man mit einer Wäscheklammer auf der Nase essen kann, aber es tut wahrscheinlich weh. Mit Hinsicht auf den Geruch habe ich deswegen ein paar Tipps, die alle beherzigen sollten, die sich irgendwann trauen, fermentierten Hering zu probieren:

1.)   Esse im Freien.

2.)   Informiere die Nachbarn (damit sie nicht denken, die Abwasserleitung sei kaputt).

3.)   Halte einen Sicherheitsabstand von mindestens 10 Metern zwischen dem Esstisch und der Stelle, wo du die Konservendose öffnest.

4.)   Öffne die Dose in einem Topf oder einem Eimer, gefüllt mit kaltem Wasser.

5.)   Spüle den Fisch mit Schwachbier ab und lege ihn auf eine Platte.

6.)   Die Platte mit dem Hering bis zum Servieren in Plastikfolie packen.

Diese Vorgehensweise wird den Geruch stark abschwächen. Dass man fermentierten Hering im Freien essen sollte, hängt damit zusammen, dass sich der Geruch im Haus lange festsetzen kann. In einem Mehrfamilienhaus sollte man alleine den Nachbarn zuliebe darauf verzichten.

Am besten genießt man fermentierten Hering, eingewickelt in ein dünnes Fladenbrot (schwedisch: tunnbröd), serviert mit Butter, in Scheiben geschnittenen Frühkartoffeln, frischen Zwiebeln und saurer Sahne. So schmeckt fermentierter Hering, meiner Meinung nach, besonders köstlich. 

Ich habe gerade gesehen, dass ich eine Dose mit fermentiertem Hering im Keller vergessen habe. Das Haltbarkeitsdatum ist von 2009. Der Gärungsprozess hat natürlich nicht einfach aufgehört und die Dose ist jetzt fast rund aufgebläht. Jetzt darf sie bloß nicht explodieren, bevor ich sie  entsorgen kann. Ich werde sie wohl bei der nächsten Sondermüllannahmestelle abgeben müssen… ;)

 
Lass dich aber von all dem nicht abschrecken. Fermentierter Hering ist wirklich eine wahre Delikatesse!

 

Fermentierter Hering ist wirklich eine wahre Delikatesse!

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